Das (Aus-) Sterben der Musiker (v. Alex Schlagowski)

Natürlich sterben immer Leute, Persönlichkeiten, D-Promis und auch Musiker, bisweilen auch die Superlative. Aber gleich so viele? Wer spielt denn hier seit über einem halben Jahr Schicksal? Der liebe Gott oder der böse Teufel? Wer frei ist von Schuld, werfe den ersten Notenschlüssel. Aha, in der Hölle also warten sie auf das große Finale, das nächste Konzert oder die nächste Tour. Gleichgesinnte haben sich zusammen gefunden und proben bereits in Satans Keller. Warum nur hat der Gehörnte eine Vorliebe für die seichte, vorwiegend deutsche Unterhaltungs-musik? Heino lebt noch immer und die kürzlich verstorbenen Komponisten und Dirigenten sind allesamt in den 20ern geboren worden und hatten somit viel Zeit und Schaffenskraft für ihre Musik. Im deutschsprachigen Raum freuen sich Max Greger (89 Jahre, †15.08.2015, Saxophon) und Hugo Strasser (93 Jahre, †17.03.2016, Klarinette) auf James Last (86 Jahre, †10.06.2015, Bass). Die auf ein Trio zusammengeschrumpfte Bigband wird bis auf weiteres von Kurt Masur (88 Jahre, †19.12.2015) dirigiert werden müssen, denn diese drei kreativen Bandleader brauchen eine starke arrangierende Hand, um miteinander auszukommen. Eine weitere deutschsprachige Band mit Vorliebe für Schlager & Volksmusik befindet sich in der Gründungsphase. Das Trio hat sich schon ganz gut zusammengefügt und Achim Menzel (69 Jahre, †04.01.2016, Gitarrist) und Karl Moik (76 Jahre, †26.03.2015, Background) beschwören Demis Roussos (68 Jahre, †25.01.15, Gesang) die schöne Zeit mit  Vangelis bei „Aphrodite’s Child“ endlich hinter sich zu lassen und sich wieder dem Schlager zuzuwenden. Doch kommen wir nun zu den ganz großen der R&B Weltmusikgeschichte: Bereits seit Mitte letzten Jahres üben B. B. King (89 Jahre, †14.05.2015, Blues-Gitarre), Ben E. King (76 Jahre, †30.04.2015, Gesang) und Percy Sledge (74 Jahre, †14.04.15, Background) gemeinsam ihre Schnulzen ein, ein wahres Soul- und Blues-Festival mit den Evergreens „Stand by me“ und „When a man loves a woman“. The fabulous „Double-King Slegde“ is born again! Ein weiteres Trio bannt sich seinen Weg in das ewige Leben: Den Weg vom 70er Hippie-Rock zum 80er Pop- Rock gegangen sind Glenn Frey von den Eagles (67 Jahre, †18.01.2016, Gitarre), Keith Emerson von Emerson, Lake & Palmer (71 Jahre, †10.03.2016, Keyboards) und Paul Kantner von Jefferson Airplane (74 Jahre, †28.01.2016, Gesang). Viel Spaß mit „Frey Emerson Airplane“ bei der Tour „Flight through the eternity of universerse“! Keine eigene Band brauchen David Bowie (69 Jahre, †10.01.2016) und Prince (57 Jahre, †21.04.2016). Sie basteln weiter an ihren Solokarrieren und wollen evtl. auch ein paar Stücke gemeinsam einspielen. Einige Medleys ihrer bekanntesten Stücke sind bereits in Planung. Michael Jackson (50 Jahre, †25.06.2009), Amy Winehouse (27 Jahre, †23.07.2011), Whitney Houston (47 Jahre, †11.02.2012) und Joe Cocker (70 Jahre, †22.12.2014) drehen sich noch einmal im Grab um und ärgern sich, dass sie nicht selbst darauf gekommen sind. Ja, so kann’s gehen, liebe Musiker, und schwupps wird man von der Welt vergessen, wenn man sich nicht rührt. Um das zu verhindern, hat Jimi Hendrix (†18.09.1970) beizeiten gemeinsam mit Janis Joplin, (†04.10.1970), Brian Jones (†03.07.1969, Rolling Stones) und Jim Morrison (†03.07.1971, The Doors) den „Forever 27 Club“ gegründet und 2 Jahrzehnte später auch Kurt Cobain (†05.04.1994, Nirvana) mit aufgenommen. Nun soll auch Amy diese Ehre zuteil werden – Schwein gehabt! Weitere einsame Solisten sind: Black (53 Jahre, †26.01.2016) und Steve Strange (55 Jahre, †12.02.15, Frontman von Visage). Vielleicht hat Roger Cicero (45 Jahre, †24.03.2016) noch irgendwann Glück und wird bei den großen Soul- & Swing- Legenden mit aufgenommen. Aber seine Chancen stehen nicht sonderlich gut, er ist einfach noch viel zu jung. Aber jetzt mal Sarg-Nägel mit Köpfen gemacht! Lasst uns nun die Vorfreude auf das Jenseits versüßen! Back from hell: Lemmy Kilmister (70 Jahre, †28.12.2015, Gesang & Bass, Motörhead). Auch er wird mit einer Solokarriere durchstarten. Keiner ist so hart wie er, keiner kann sich mit ihm messen. Aber vielleicht gibt es doch noch einen, einen in seinem Alter, einen irgendwie auch Punkrocker: Harry Rowohlt (70 Jahre, †15.06.2015) Uns Deutschen bekannt als Schriftsteller, Kolumnist, Übersetzer und Schauspieler. Nur müsste jemand den „Lindenstraße“- Penner Harry mit Lemmy bekannt machen. Mit etwas Glück entwickelt sich folgendes Szenario: Nach dem achten Whiskey geht Jochen Hülder (57 Jahre, †15.01.2015, Manager der Toten Hosen) endlich auf Lemmy zu und bietet ihm einen Plattenvertrag bei JKP an. Sein Schlagzeuger Wolfgang „Wölli“ Rohde (66 Jahre, †25.4.2016, Die Toten Hosen) ist begeistert. Harry lernt nun eifrig Lead-Gitarre und textet, und die Musikrichtung „Heavy Punk Rock Metal“ erlebt einen ersten, stolzen Höhepunkt. So lasst uns denn mit Notenschlüsseln werfen und uns freuen: Irgendwann feiern wir wieder alle gemeinsam bei guter handgemachter Musik auf einem endlosen, himmlischen Festival! 

(Blogbeitrag von Alexandra Schlagowski / Dienstag, 17. Mai 2016)

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